Wetter

Markante Luftmassengrenze teilt Mitteleuropa in Schnee und Regen

von Holger Westermann

In mehreren Wellen schwappt ein Kaltluftvorstoß bis zum Main. Nördlich davon fällt Schnee, südlich davon flutet ergiebige Regen die Landschaft. Für wetterempfindliche Menschen sind beide Wetterlagen ein schwerwiegendes Gesundheitsrisiko.

Nach einer Phase mit gemächlicher stabiler Wetterlage, kommt nun eine extrem dynamische Entwicklung. Der Winter meldet sich zurück. Seit Wochen bereits erwartet drängt nun die eiskalt Polarluft über Island, Skandinavien, Nord- und Ostsee südwärts. Diese Front kommt gut voran und wird in mehreren Wellen bis in den Norden Baden-Württembergs und Bayerns vorstoßen. Mit dieser Südwärtsbewegung schiebt sich eine markante Luftmassengrenze von Nord nach Süd über Deutschland hinweg.

Im Süden Deutschlands und in Österreich bleibt es vergleichsweise mild; ein Tief über Norditalien schiebt Warmluft über die Alpen. Gebietsweise wird durch den Föhneffekt der Temperaturgegensatz zum Kälteeinbruch im Norden besonders drastisch. In den wärmeren Südregionen Deutschlands und in den Alpen fällt reichlich Regen; in den Hochlagen oberhalb 1000 Metern auch Schnee. Einige Wettermodelle berechnen über 200 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 10 Tagen. Das regennasse Wetter hält die Menschen im Haus. Trotz moderater Temperatur hält die niedrige „gefühlte Temperatur“ von frischer Luft und Bewegung fern.

Im Einflußbereich der arktischen Kaltluft wird es in den Mittelgebirgen sicherlich, im Flachland mit großer Wahrscheinlichkeit schneien. Zudem weht ein kräftiger böiger eiskalter Wind. Die auf die Gesundheit wirksame „gefühlte Temperatur“ fällt dann deutlich unter den Thermometerwert. Dabei kann man heute noch nicht definitiv festlegen wo genau während der nächsten Tage die Luftmassengrenze verlaufen wird und wie kräftig Schnee und Wind ausfallen werden. Sicher ist aber, dass der drastische Temperaturrückgang für viele Menschen ein Gesundheitsrisiko darstellt.

Menschen mit rheumatischen Erkrankungen fällt es morgens besonders schwer die Gelenke zu bewegen, Schmerzen und Unbeweglichkeit verhindern die Mobilisierung am Morgen. Menschen mit Asthma müssen aufgrund der Kältereize eine Verkrampfung der Atemwege fürchten. Ohnehin muss bei so markanten Kältereizen mit einer Verkrampfung oder Zerrung der Muskulatur gerechnet werden. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen müssen mit einem erhöhten Infarktrisiko leben. Aufgrund de rKälte ziehen sich die Adern im Körper zusammen, infolgedessen steigt der Blutdruck. Hier kann häufiges Messen mit der Druckmanschette helfen, das Zusatzrisiko abzuschätzen.

Wie rasch kommt die Kaltluftwelle voran? Sie erreicht bereits am Montag 6.3. Norddeutschland und legte von den Niederlanden über Niedersachsen und Hamburg bis nach Mecklenburg-Vorpommern und das nördliche Brandenburg eine zarte Neuschneedecke über die Landschaft. Eine zweite Welle schwappt bereits am Dienstagmorgen mit dem Sturmtief „Cornelis“ heran. Das Tief zieht über Südschweden bis zum Baltikum und schiebt mit der Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn erneut Kaltluft nach Deutschland. Stabilisiert wird diese Luftströmung, indem sich „Cornells“ mit einem kräftigen Tief über dem nahen Ostatlantik zu einer Tiefdruckrinne vereint. Damit kommt die Kaltfront nur bis zur Mitte des Landes voran und bleibt dort eingelagert in der Tiefdruckrinne längere Zeit ortsstabil liegen.

Somit gehen die Niederschläge in Nordrhein-Westfalen, dem südlichen Niedersachsen bis nach Sachsen-Anhalt und Brandenburg hinein im Laufe des Tages immer mehr in Schnee über. Tagsüber wird der Schnee fast überall wieder wegtauen. Dabie sinkt jedoch die Bodentemperatur und ab dem Abend bis in die Nacht auf Mittwoch muss dann im gesamten Streifen über der Mitte mit der Ausbildung einer Schneedecke gerechnet werden.

Unsicher ist bislang noch, ob sich diese Luftmassengrenze tatsächlich stabilisiert oder durch ein weiteres Tiefdruckgebiet, das vom Atlantik heran zieht, gestört wird. Zum einen gibt es in den Vorhersagen noch erhebliche Schwankungen, wo genau die Luftmassengrenze liegen wird. Wenige Kilometer bzw. 1°C mehr oder weniger können schon darüber entscheiden, ob und wieviel Schnee auch in tiefen Lagen zu erwarten ist. Kleine Randtiefs, die von West nach Ost über die Luftmassengrenze hinwegziehen, können die Niederschläge und damit auch mögliche Schneefälle noch verstärken. Die Wettermodelle sind sich in ihren Berechnungen noch nicht einig. Für die Vorhersagen der zweiten Wochenhälfte nehmen diese Prognose-Unsicherheiten nochmal zu. Man kann recht zuverlässig vorhersagen, dass sich die Luftmassengrenze dann eher nach Norden verschieben wird. Weitere Details sind aber noch sehr unsicher. Das betrifft neben der Region und Intensität für Schneefälle auch den Wind - und damit die gesundheitlich relevante „gefühlte Temperatur“.

Die kommenden Tage sind meteorologisch und medizinmeteorologisch einen besonders interessante Zeit.

Quellen:

Dipl.-Met. Marcus Beyer: Spannende Wetterwoche mit markanter Luftmassengrenze und größeren Unsicherheiten.  Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 06.03.2023

Erstellt am 7. März 2023
Zuletzt aktualisiert am 7. März 2023

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Winterrevival

Trotz der zwischenzeitlich sehr milden Witterung mit Frühlingsattitüde ist das typische Wetter der Saison noch wechselhaft mit konkreten Chancen auf Kälte und Schnee. Wer in den Kalender blickt wird ohnehin Aprilwetter erwarten.

  weiterlesen...


Admarker

Das Projekt Menschenswetter

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

 

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

  weiterlesen...


Hunde senken Stress, denn sie mögen Menschen

Dem possierlichen Charme eines jungen Hundes kann sich kaum ein Mensch entziehen. Dem spontanen Impuls zu Knuddeln oder zumindest zu Streicheln mag man nicht widerstehen. Und die Mehrzahl der Hunde scheint diese Zuwendung zu genießen. Bei älteren Tieren ist dann eher die Rasse und deren Charakter relevant, ob man Körperkontakt anstrebt oder lieber auf Distanz achtet. weiterlesen...


Ein Bild des Partners lässt Schmerzen schwinden

Zärtlichkeit lindert Schmerzen. Dabei wird der geliebte Partner körperlich wahrgenommen, man ist der schützenden und tröstenden Gegenwart gewiss. Zudem wirkt das genau in diesem Moment ausgeschüttete Kuschelhormon Oxytocin als natürliches Analgetikum. Forscher der Justus Liebig Universität Gießen (Hessen) haben nun herausgefunden: Ein Bild vom Partner genügt, um das Schmerzempfinden zu reduzieren. weiterlesen...


Weniger Streß durch Nikotinverzicht

Wenn Raucher zur Zigarette greifen, bemühen sie oft das Argument, akuten Stress zu lindern. Sie erhoffen sich kurzfristig spürbare und langfristig wirksame Unterstützung bei der Bewältigung psychischer Belastungen. Doch die regelmäßige Intoxikation mit Nikotin verstärkt die Probleme; erst Abstinenz lässt sie (ver)schwinden.

  weiterlesen...


Produktive Müdigkeit im Home Office

Angestellte, die während der Corona-Pandemie von zu Hause aus arbeiten, schlafen länger und arbeiten effektiver. Diese Effizienz- und Leistungssteigerung gelingt nicht jedem, aber betrachtet man die Menschen im Home-Office insgesamt, bleibt das Ergebnis positiv. weiterlesen...