Computer helfen heilen

CFS Patienten manövrieren sich mit der Maus aus dem Motivationstief

von Holger Westermann

Andauernde allgemeine Erschöpfungszustände (Fatique) können als Folge schwerer chronischer Herz- und Lungenerkrankungen oder bei anderen chronischen Krankheiten wie Fibromyalgie, Rheuma, Lupus erythematodes, Morbus Bechterew und Bluthochdruck im Lungenkreislauf (Pulmonaler Hypertonie) sowie im Rahmen von Krebstherapien auftreten. Das Chronisches Erschöpfungssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome, CFS) ist dagegen eine eigenständige Erkrankung die durch eine lähmende geistige und körperliche Erschöpfung resp. Erschöpfbarkeit charakterisiert ist. Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, nicht erholsamer Schlaf sowie eine schlechte Erholung nach Anstrengungen können Menschen mit CFS plagen. Eine aktuelle Studie gibt Hoffnung für technikaffine Patienten, insbesondere Jugendliche.

Da es sich bei Erschöpfung um ein Alltagsphänomen handelt, ist die Diagnose des CFS schwierig. Allzu oft werden andere Erkrankungen als Ursache genannt. So klagen etwa 10–25% aller Patienten, die ihren Hausarzt aufsuchen, über allgemeine Erschöpfungszustände. Laut britischen und US-amerikanischen Untersuchungen leiden rund 0,5% der Bevölkerung an einem echten CFS, wobei Menschen im Alter zwischen 30-45 Jahren am häufigsten erkranken. Rund drei Viertel der Erkrankten sind Frauen. Kinder und Heranwachsende sind viel seltener betroffen als Erwachsene.
Viele Patienten sind es deswegen müde, mit ihrem Arzt darüber zu diskutieren. Einen neuen, vom direkten Kontakt zum Arzt unabhängigen Therapieansatz präsentierte eine niederländische Forschergruppe um Prof. Dr. Sanne Nijhof von der Universität Utrecht sowie Kollegen aus Nijmegen.

Der Schlüssel für eine erfolgreiche Therapie des CFS kann eine kognitive Verhaltenstherapie sein. Doch die Therapieplätze sind knapp. Für Jugendliche mit CFS kann diese Unterversorgung weitreichende Folgen haben, denn Unaufmerksamkeit oder gar Fehlzeiten in der Schule oder am Ausbildungsplatz haben Auswirkung auf die gesamte beruflich Karriere der Patienten. In dem von der Netherlands Organisation for Health Research and Development geförderten Projekt wurde für Jugendliche ein Computerprogramm entwickelt mit dem erfahrene Internet-Therapeuten per Email mit den jungen Patienten kommunizierten. Das FITNET (Fatique In Teenagers on the interNET) wurde dann mit einer klassischen face-to-face-Therapie verglichen.

Die Ergebnisse sowohl nach 6 wie nach 12 Monaten Laufzeit zeigen eine gute Wirksamkeit des FITNET-Angebots. Die Anwesenheit in der Schule stieg bei den CFS-Jugendlichen von 39,5% vor der Therapie auf 84,3%. Auch bei den konventionell therapierten CFS-Jugendlichen trat ein Besserung ein, doch mit 51,7% zu 45,1% fiel sie sehr viel geringer aus. Auch bei der subjektiven Bewertung konnte das FITNET-Programm punkten: Die Zeit mit empfundener Müdigkeit sank von 42% auf 24%.

Das Fazit der Autoren dieser Pilotstudie fällt ermutigend aus: „FITNET bietet eine leicht zugängliche und wirksame Behandlung für Jugendliche mit chronischem Müdigkeitssyndrom. Die Ergebnisse dieser Studie rechtfertigen den Einsatz von FITNET auf breiterer Basis.“ Derzeit ist dies noch Zukunftsmusik, bis Pateinten davon profitieren können sind noch weitere Studien erforderlich. Aber schon heute steht fest, dass eine unterstützende kognitive Verhaltenstherapie den Jugendlichen hilft, Schule und Ausbildung besser zu meistern.

Quellen:

Nijhof, S.L. et al. (2012): Effectiveness of internet-based cognitive behavioural treatment for adolescents with chronic fatigue syndrome (FITNET): a randomised controlled trial. Lancet 379: 1412-1418

Erstellt am 28. Mai 2012
Zuletzt aktualisiert am 28. Mai 2012

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