Jugendliche sollten sich vor der Prüfung keine Wetterbesserung wünschen
Schlechtes Wetter – Gutes Abitur
Insbesondere junge Frauen profitieren vom verzögerten Frühling, denn sie leiden häufiger als ihre männlichen Altersgenossen unter niedrigem Blutdruck (Hypotonie). Steigt die gefühlte Temperatur rasant, sinkt der Blutdruck und damit auch die Konzentations- und Leistungsfähigkeit, Müdigkeit macht sich breit. Aber auch junge Männer profitieren von der unerfreulichen Witterung: Sie werden weniger abgelenkt – was könnte man nicht alles bei sonnigem Wetter anstellen, wenn man nicht gerade jetzt zum Lernen am Schreibtisch sitzen müsste.
Menschen mit Hyoptonie kommen morgens oft schlecht aus dem Bett und wenn sie dann (schnell) aufstehen wird ihnen schwindlig. Tagsüber ermüden sie schnell und benötigen häufiger Pausen, bei körperlicher Aktivität ebenso wie bei geistiger. Ein rascher Temperaturanstieg verstärkt die Symptome. Die Adern weiten sich, auch bei ansteigender Herzfrequenz sinkt der Blutdruck. Ärzte sprechen von einer orthostatischen Hypertonie (Orthostase = aufrechte Körperhaltung) aufgrund von Anpassungsschwierigkeiten an Umweltänderungen. Frauen leiden deutlich häufiger darunter (ca. 30%) als Männer (ca. 10%), bei Jugendlichen sind diese Quoten noch deutlich höher. Ein Frühlingseinbruch Anfang April, wenn die fünfstündigen Abiturklausuren geschrieben werden, wäre keine gute Voraussetzung für Spitzenleistungen.
Aber auch in der Vorbereitungszeit ist Schmuddelwetter eine bessere Unterstützung als Sonnenschein. Das Lernen fällt leichter und die Konzentration ist besser. Ein australisches Forscherteam um Prof. Dr. Joseph Forgas von der University of New South Wales, School of Psychology, Sydney hat 2009 den Einfluss des Wetters auf das Kurzzeitgedächtnis untersucht und dem Sonnenschein ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die Menschen konnten sich bei Regen und schlechter Stimmung eher an unbewusst Wahrgenommenes erinnern als bei Sonnenschein und guter Laune.
In einer 2012 veröffentlichten Studie erkannte ein Forscherteam um Frau Prof. Dr. Francesca Gino den relevanten psychologischen Auslöser: Selbst in vollklimatisierten Büros, die den direkten Wettereinfluss aussperren, wirkt das „schöne“ Wetter, indem es die Arbeitsleistung senkt. Der Blick auf den Sonnenschein lässt die Menschen automatisch daran denken, was man gerade jetzt draußen alles Schönes machen könnten. Das lenkt von der eigentlichen Aufgabe, dem Arbeiten oder Lernen ab. Bei schlechtem Wetter ist dieser Effekt nicht zu beobachten.
Deshalb sollten sich alle Jugendlichen, die in den kommenden Wochen in eine Prüfung gehen, über das aktuelle Wetter freuen. Um so intensiver Können sie den Wetter-Frühling erleben, wenn die Klausuren geschrieben sind und die optimalen Bedingungen zum Feiern des Erfolgs gesucht werden: work hard, party hard(er).
Quellen: Lee, J.J.; Gino, F. et al. (2012): Rainmakers: Why Bad Weather Means Good Productivity. Working Paper der Havard Business School 13-005, veröffentlicht am 12.07.2012 Forgas, J.P. et al. (2009): Can bad weather improve your memory? An unobtrusive field study of natural mood effects on real-life memory. Journal of Experimental Social Psychology 45(1): 254-257, doi 10.1016/j.jesp.2008.08.014
Erstellt am 27. März 2013
Zuletzt aktualisiert am 27. März 2013

Unterstützen Sie Menschenswetter!
Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.
Zwischenfrühling
Sonnenschein, Wärme an langen lichten Tage dieser Frühlingsdreiklang lockt hierzulande in den kommenden Tagen ins Freie. Das nasskalte Wetter weicht angenehmer Witterung. Für die Mehrzahl wetterempfindlicher Menschen eine Wohltat - leider wird auch der Pollenflug stimuliert. weiterlesen...

Das Projekt Menschenswetter
Beschleunigte Alterung der Gehirne erwachsener Frauen nach traumatiesierender Erfahrung in der Kindheit
Erleiden Mädchen emotionale, sexuelle oder physische Gewalt, müssen sie als Frauen mit einem höheren Risiko für Depressionen, Angststörungen, Fibromyalgie, Herzkreislauf - und Stoffwechselerkrankungen leben. Forscher der Charité Berlin haben nun einen weiteren neurologischen Effekt erkannt. weiterlesen...
Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen
Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...
Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen
Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...
Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose
Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...